Während meiner Ausbildung haben wir sehr viele verschiedene Übungen zum Zeichnen gemacht. Diese reichten von perspektivischen Zeichnungen, Übungen für Licht und Schatten und Übungen zum Schraffieren bis hin zu 5-Minuten-Bildern.

Dabei sind mir eben diese 5-Minuten-Bilder am meisten im Gedächtnis geblieben, weil sie meiner Meinung nach am flexibelsten sind.

Doch was genau sind 5-Minuten-Bilder, was macht sie so besonders und wie genau funktionieren sie?

Was ist ein 5-Minuten-Bild?

Ein 5-Minuten-Bild ist eine schnelle Zeichnung auf Papier, die als Zeichenübung dient. Da du nur diese begrenzte Zeit hast, ist mit der Zeichnung immer ein gewisser Abstraktionsgrad verbunden.

In meinen Erinnerungen aus der Ausbildung haben wir die Zeichnungen immer auf DIN A4 oder DIN A5 gezeichnet. Aber beim Recherchieren dieses Beitrags habe ich tatsächlich auch eine A3-Variante der 5-Minuten-Bilder gefunden.

Das Besondere an diesen Zeichnungen ist, dass du diese immer anhand einer Vorlage erstellst.

Welche Materialien benötigst du?

Um ein 5-Minuten-Bild zu zeichnen, benötigst du keine große Vorbereitung. Eigentlich hast du alles im Haus, um diese Zeichenübung einmal auszuprobieren.

Du benötigst ein Blatt Papier – am besten DIN A4 oder DIN A5 und einen Kuli oder Fineliner.

Ich persönlich bevorzuge für diese Zeichenübung einen Kuli, weil ich so verschiedene Strichstärken und Helligkeiten umsetzen kann. Mit einem Fineliner ist das schwieriger.

Ein Bleistift kommt für diese Übung nicht in Frage, weil du bei diesem viel zu sehr verleitet wirst, auch den Radiergummi zu benutzen. Ein Teil der Übung würde dadurch wenig effektiv werden, da es gerade um das bewusste Setzen der Linien geht.

Nun benötigst du noch eine Vorlage zum Zeichnen.

Entweder, du suchst dir ein geeignetes Bild aus dem Internet oder du baust ein kleines Stillleben auf.

Achte bei der Wahl des Motives darauf, dass es für den Anfang nicht zu komplex ist. Auch eine Flasche kann zu Beginn schwierig sein.

Um dir die Wahl zu erleichtern, stelle ich dir ein paar Motive aus meiner Ausbildung vor.

Wenn du dich für ein selbst aufgebautes Stillleben entschieden hast, benötigst du eventuell noch eine Lichtquelle. Diese kann dir das Zeichnen erleichtern, weil die Schatten auf den Objekten klarer und stärker werden.

Um die Zeit nicht zu vergessen, kannst du dir einen Kurzzeitwecker oder dein Handy stellen. Die Zeit zum Zeichnen beträgt, wie kann es bei einem 5-Minuten-Bild anders sein: 5 Minuten.

Welche Vorbereitungen benötigst du?

Wenn du alle Materialien hast, sind im Prinzip keine weiteren Vorbereitungen nötig. Falls du noch keine Vorlage ausgewählt hast, ist nun die Zeit gekommen, dich für ein Motiv zu entscheiden.

Ich empfehle dir, das gefundene Bild auszudrucken, wenn du eine Vorlage aus dem Internet nutzt.

Wenn du dein eigenes Stillleben zeichnen möchtest, dann musst du dieses natürlich im Vorfeld aufgebaut haben.

Sobald dieser Schritt erledigt ist, kann es losgehen.

Wie zeichnest du ein Bild?

Lege dir deine Zeichenvorlage so neben oder vor dich hin, dass du diese gut siehst.

Stelle den Kurzzeitwecker oder dein Handy auf 5 Minuten.

Nun kannst du mit dem Zeichnen beginnen. Versuche hier, deine Vorlage in die groben Formen zu zerlegen. Hierzu eignen sich besonders gut die geometrischen Grundformen Dreieck, Kreis und Viereck.

Wenn du dich dazu entschieden hast, mit dem Kuli zu zeichnen, kannst du diese Grundformen mit sehr zarten Linien auf dein Blatt Papier zeichnen. Mit dem Fineliner musst du hier besonders vorsichtig sein, damit die Vorzeichnung später nicht das Endergebnis stört.

Wenn du die groben Formen deines Motives gefunden hast, kannst du die Umrisse verfeinern. Anschließend beginnst du, die Flächen zu schraffieren. Achte hier besonders auf Licht und Schatten, damit dein 5-Minuten-Bild auch plastisch wirkt.

Bei der Schattierung empfehle ich dir, dich wieder von den hellen zu den dunkleren Flächen vorzuarbeiten. Denn etwas noch einmal dunkler zu machen, ist viel einfacher, als eine dunkle Fläche aufzuhellen.

Wenn die 5 Minuten für deine Zeichenübung um sind, betrachte das Ergebnis. Oft sieht dieses aus der Nähe noch nicht so besonders toll aus. Wenn du die Zeichnung aber aus einiger Entfernung betrachtest, wirst du überrascht sein, wie sich die Wirkung verändert.

Zur Überprüfung deiner Übung kannst du dich beispielsweise fragen, wie gut dir die Proportionen gelungen sind, ob Licht und Schatten dem Original entsprechen und ob du das vorgegebene Motiv in den 5 Minuten geschafft hast. Gerade am Anfang ist es mir oft passiert, dass ich mich zu lange an Details festgehalten habe und deshalb nicht fertig geworden bin.

Deshalb möchte ich dir als Aufmunterung meine ersten Versuche zeigen. Auch diese sind durchaus nicht immer perfekt.

Welche Vorteile haben 5-Minuten-Bilder?

Wenn du dir deine Zeichnung betrachtest, fragst du dich sicher, was dir diese Übung nun gebracht hat. Diese Frage ist nicht unbegründet und ich möchte dir nun die Vorteile zeigen.

Die 5-Minuten-Bilder sind eine super Übung, um das Zeichnen von Licht und Schatten zu üben. Denn jede Zeichnung wird erst durch Licht und Schatten lebendig.

Die Bilder helfen dir ebenfalls, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. So lernst du, mit Abstraktion umzugehen und diese anzuwenden. Wie hoch der Abstraktionsgrad am Ende ist, liegt ganz bei dir.

Auch die schnelle Erfassung eines Gegenstandes kann im Laufe eines Künstlerlebens hilfreich sein. Dafür ist es gut, das Zerlegen von Gegenständen in die jeweiligen Grundformen immer wieder zu üben. Und was bietet sich hier besser an, als diese kurze Zeichenübung?

Ich finde, dass sich die 5-Minuten-Bilder auch gut anbieten, um neue oder sonst wenig verwendete Strukturen und Schraffuren zu testen und zu üben.

Und nicht zuletzt helfen diese Bilder, Dinge schnell zu visualisieren. Gerade, wenn du in deinem Beruf mit Kunden zu tun hast, denen du etwas bildlich darstellen möchtest, ist es toll, wenn innerhalb kurzer Zeit, etwas Erkennbares auf dem Papier entsteht.

Wenn du das Thema der Abstraktion und somit diese Übung noch etwas weiter ziehst, kann dir das 5-Minuten-Bild auch bei der Erstellung von Icons und Grafiken im Stil des Flatdesigns helfen. Auch hier musst du dich auf die wesentlichen Merkmale beschränken. Dennoch sollst du die Gegenstände am Ende noch erkennen.

Wenn du alle Vorteile zusammenfasst und in Beziehung zueinander setzt, wirst du feststellen, dass du am Ende auch das Sehen trainierst. Und dadurch wirst du wiederum sicherer im Setzen der Linien auf dem Papier.

Wie kannst du den Schwierigkeitsgrad erhöhen?

Am Anfang dieses Beitrags habe ich dir geraten, zuerst einmal mit einfachen Dingen zu beginnen.

Wenn du nun schon etwas Übung im Zeichnen hast und neue Herausforderungen brauchst, kannst du das Zeichnen des 5-Minuten-Bildes auch unter ein bestimmtes Motto stellen oder komplexere Motive wählen.

Eine Möglichkeit ist zum Beispiel das Zeichnen von Stoffen, die in Falten liegen. Ich finde, dass das Zeichnen eines Faltenwurfes zu den schwierigsten Dingen gehört, die es gibt.

Aber auch das Herausarbeiten der Struktur innerhalb der 5 Minuten ist ein erhöhter Schwierigkeitsgrad.

Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle komplexe Aufbauten mit mehreren Ebenen und verschiedenen Lichtquellen. Diese Motive in kürzester Zeit zu Papier zu bringen, bedarf schon einiges an Übung.

Fazit

Ein 5-Minuten-Bild zu zeichnen ist eigentlich nicht schwer und kann überall umgesetzt werden. Alles, was du benötigst, ist ein Blatt Papier, einen Stift und eine Vorlage.

Die Vorteile liegen hierbei auf der Hand. Du trainierst nicht nur das Sehen, sondern lernst, im Alltag deine Ideen schnell und nachvollziehbar zu visualisieren.

Und auch, wenn du keinen kreativen Beruf ausübst, ist es immer wieder schön, andere mit der Kunst des Zeichnens zu verblüffen. Und wer kann schon behaupten, in 5 Minuten ein komplettes Bild zu zeichnen, das auch noch gut aussieht?

Welche Zeichenübung nutzt du als Training? Hast du 5-Minuten-Bilder schon einmal ausprobiert?

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