In den letzten Wochen wurde ich oft gefragt, wie ich meine Bücher herstelle – welche Geräte und Materialien ich benutze und wie genau ich ein Buch binde.

Deshalb werde ich dir in dem heutigen Beitrag zeigen, wie ein Buch von fraeulein artista entsteht.

Vieles ist natürlich von deinen gewählten Optionen für das Buch abhängig. Möchtest du ein Lesebändchen oder Buchecken, oder findest du eine ganz reduzierte Buchversion vielleicht am allerschönsten?

Egal wie deine Entscheidung und Konfiguration aussieht, viele Schritte sind bei allen Büchern gleich. Deshalb möchte ich dir diese anhand meines Künstlertagebuches “365 Tage Kunst” erklären.

Buchherstellung: Der Buchsatz

Das Setzen des Buches ist der erste Schritt in der Buchherstellung. Dieser passiert eigentlich immer am Computer. Ich benutze hierfür das Layoutprogramm InDesign. Hier stelle ich schon das Format ein, lege die Seitenzahl fest und zeichne eventuelle Grafiken, Linien oder andere Gestaltungselemente.

Je nach Art des Buches kann dieser Schritt auch ausgelassen werden. Das ist zum Beispiel bei einem Skizzenbuch der Fall. Hier werden oft leere Seiten verwendet und die Art und Qualität des Papiers ist für mich von viel größerer Bedeutung.

Der Buchsatz bestimmt also bei der Buchherstellung ganz wesentlich das Aussehen des Innenlebens mit.

Buchherstellung: Der Buchdruck

buchherstellung druckbogen
Momentan drucke ich die Bücher alle auf einem Laserdrucker. Deshalb ist es wichtig, die einzelnen Seiten in Lagen auszugeben. Das bedeutet, dass die Einzelseiten so zusammengesetzt werden, dass zwischen vier und sechs Blätter zusammengesteckt werden können. Hierbei wird auch die Reihenfolge der Seiten im Druck bestimmt.

Diesen Schritt kann ich mithilfe des Broschürendrucks direkt im InDesign vornehmen – solange es ein herkömmliches Buch wird.

Wenn du ein individuelles, außergewöhnliches Format möchtest, setze ich die Lagen für den Druck alle individuell zusammen, damit am Ende die richtige Reihenfolge der Seiten herauskommt. Oft gebe ich dafür alle Seiten als Einzelseiten aus und erstelle im Illustrator ein Ausschießschema – also die richtige Anordnung der Seiten auf einem Druckbogen.

Anschließend drucke ich auch diese Variante mit dem Laserdrucker.

Buchherstellung: Das Schneiden und Falten

Nach dem Drucken schneide ich jedes Blatt einzeln mit Skalpell und Schneidelineal auf das richtige Format zurecht. Dieser Schritt ist sehr zeitintensiv. Doch damit die Seiten alle die gleiche Größe haben, ist es unerlässlich, jede Seite einzeln zu bearbeiten.

Wenn ich eine Lage fertig geschnitten habe, falze ich jedes Blatt mittig mithilfe eines Falzbeins und stecke die Blätter der Lage ineinander.

So verfahre ich mit allen Lagen des Buches. Zwischendurch werden die Lagen immer wieder gepresst, damit diese später nicht zu weit auseinandergehen und das Buch nicht unnötig dick wird. Hierfür verwendet man eigentlich eine Buchpresse. Da ich allerdings keine besitze, müssen meine großen, schweren Bücher diese Aufgabe übernehmen.

Da das Drucken, Ausschießen und Schneiden wirklich viel Zeit benötigen, suche ich gerade eine Druckerei. Ein weiterer Vorteil einer Druckerei ist, dass ich eine größere Auswahl an bedruckbaren Papieren habe und verschiedene Druckverfahren und Formate zur Verfügung stehen. Momentan bin ich sowohl in der Auswahl der bedruckbaren Papiere als auch bei den Formaten sehr eingeschränkt.

Buchherstellung: Die Fadenheftung

Nachdem die einzelnen Lagen fertig geschnitten und gefaltet sind, kann das Binden beginnen. Natürlich gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die einzelnen Buchseiten miteinander zu verbinden. Da die Bücher von fraeulein artista aber langlebig und strapazierfähig sein sollen, habe ich mich von Anfang an für die Fadenheftung entschieden.

Hierfür spanne ich Heftbänder, die die Lagen später zusammenhalten, in meine selbst gebaute Heftlade. Durch das Spannen der Heftbänder kann ich die Lagen enger zusammennähen und das Buch wird stabiler.

Bevor das eigentliche Heften beginnen kann, werden die Löcher vorgestochen. Hierfür zeichne ich mir, abhängig von der Breite der Heftbänder und der Größe des Buches, ein Lochmuster an. So kann ich sichergehen, dass alle Löcher den gleichen Abstand bzw. meinen zuvor festgelegten Abstand haben.

Anschließend nähe ich die Lagen so zusammen, dass das Heftgarn die Heftbänder immer an der Außenseite des Buchrückens umschließt und die Enden auch außen miteinander verknotet werden können.

buchherstellung buchblock heftlade

Nachdem die letzte Lage mit den anderen Lagen verbunden und verknotet ist, kann ich die Heftbänder vorsichtig aus der Heftlade lösen. Das Buch sieht jetzt schon aus wie ein “richtiges” Buch und kann auch als solches benutzt werden. Allerdings ist es doch noch etwas wackelig.

Buchherstellung: Das Vorsatzpapier

Im nächsten Schritt wird das Vorsatzpapier angeklebt.

Das Vorsatzpapier ist das Schmuckpapier, das Einband und Buchblock am Ende verbindet. Um es anzukleben, trage ich einen dünnen Streifen Buchbinderleim auf dem Buchblock auf und setze dann das Schmuckblatt auf.

Anschließend drücke ich alles gut an und lasse es einige Zeit trocknen.

Nun können die Heftbänder gekürzt und an das Vorsatzpapier geklebt werden.

buchherstellung gebundener buchblock

Buchherstellung: Der Buchrücken

Damit das Buch strapazierfähig wird, muss der Rücken verstärkt werden. Hierfür streiche ich den kompletten Rücken mit Buchbinderleim ein.

Der Leim fließt zu einem gewissen Teil zwischen die Lagen, wodurch beim späteren Aufblättern die Heftbänder verborgen werden und alle Lagen gut miteinander verbunden sind. Um diese Verbindung nun zu festigen, wird im folgenden Schritt ein lockeres Gewebeband benutzt – die Heftgaze. Diese wird über den ganzen Rücken gezogen und ebenfalls mit etwas Leim am Vorsatzpapier befestigt.

Sollen die Bücher einen schönen Abschluss des Buchrückens erhalten, kannst du dein Buch mit Kapitalband und Lesebändchen konfigurieren. Das Lesebändchen besteht aus Satinband und kann in fast jeder Farbe gewählt werden. Es ist auch möglich, mehrere Lesebändchen einzuarbeiten.

Das Kapitalband wird so auf den Rücken aufgesetzt, dass ein bunter Abschluss entsteht. Gerade bei dickeren Büchern sind diese Abschlüsse gut zu sehen.

Um nun nochmals alles zu fixieren, wird als letzte Schicht Buchbinderleinen über den gesamten Buchrücken gezogen. Dieses dient gleichzeitig dafür, dass der Rücken sich später unabhängig vom Buchblock bewegen kann.

buchherstellung ruecken
Anschließend muss das Buch gut trocknen. Ich bevorzuge hier eine Trocknungszeit von circa 12 Stunden, damit sich alles gut miteinander verbindet.

Buchherstellung: Der Einband

Der Einband besteht hauptsächlich aus 2 mm dicker Graupappe.

Je nach Größe und Dicke des Buches schneide ich die Pappen 4 bis 6 mm größer zu, damit der Umschlag am Ende den Buchblock etwas überragt.

Anschließend lege ich die Pappen mit etwas Abstand in der Reihenfolge der Buchdecke auf den Bezugstoff und schneide mit einem Abstand von etwa 5 cm drum herum. Der Abstand hängt wieder von der Größe des Buches ab.

Als Bezugstoff benutze ich oft Buchbinderleinen oder Naturfaserpapier, das besonders strapazierfähig ist. Beide Materialien verleihen den Büchern einen edlen Gesamteindruck.

Ist alles so weit zurechtgeschnitten, klebe ich die Pappen auf den Bezugstoff auf. Anschließend muss der halb fertige Umschlag gut trocknen.

Nach dem Trocknen werden die Ecken schräg abgeschnitten und die überstehenden Ränder umgeschlagen und ebenfalls festgeklebt. Nun muss der fertige Umschlag noch einmal gut durchtrocknen, damit sich später nicht der Buchblock vom Umschlag löst.

Buchherstellung: Das Zusammensetzen und Veredeln

Wenn sowohl der Buchblock als auch der Umschlag gut durchgetrocknet sind, teste ich die Passform des Umschlags. Hierbei sehe ich, an welchen Stellen ich beim Zusammenkleben besonders aufpassen muss.

Habe ich die richtige Position des Buchblocks im Umschlag gefunden, lege ich das Buch vor mir auf den Tisch und klappe den oberen, losen Umschlag zur Seite. Jetzt kann ich die obere Seite des Buchblocks mit Leim bestreichen und anschließend den Umschlag wieder vorsichtig zurückklappen.

Nach dem Andrücken sind der Buchumschlag und der Buchblock nun an einer Seite miteinander verbunden.

Mit der anderen Seite des Buches verfahre ich auf gleiche Weise. Es ist wichtig, dass die Buchdecke beim Zusammenkleben unbedingt auf den Buchblock gelegt wird, damit beim Ankleben keine Falten in den Vorsatzblättern entstehen oder der Buchblock am Ende schief in den Umschlag geklebt ist.

fraeulein artista 365 tage kunst 3
Wenn du möchtest, können nun noch Buchecken aufgesetzt werden. Diese werden mit etwas Leim an den Ecken fixiert und anschließend mit einer Bucheckenzange festgedrückt. Da ich momentan noch keine Bucheckenzange habe, nehme ich eine Flachzange. Zum Schutz der Buchecken lege ich darüber und darunter je eine dicke Pappe.

Fazit

Das Herstellen meiner Bücher ist kein Hexenwerk. Es erfordert etwas Vorstellungsvermögen und handwerkliches Geschick.

Alle Bücher werden mit viel Liebe zum Detail in kompletter Handarbeit hergestellt. Dadurch sind fast alle Formen, Farben und Materialien möglich. Je nach deinen Wünschen kann so ein außergewöhnliches und einzigartiges Buch entstehen.

Durch die qualitativ hochwertigen Materialien entstehen strapazierfähige und langlebige Bücher, an denen du hoffentlich lange Freude hast.

Ist dir ein Schritt noch unklar oder möchtest du diesen noch genauer erfahren? Schreibe es in den Kommentaren.