Im Sommer habe ich meine Positionierung überarbeitet. Und passend dazu entwickle ich gerade meine neue Marketingstrategie.
Ich komme selbst aus dem Bereich des Marketings und du könntest jetzt meinen, dass es für mich ganz einfach ist. Ist es aber irgendwie nicht. Denn genau genommen fühle ich mich mit einem stillen, niederschwelligen Marketing viel wohler – und das ist gar nicht so leicht. Ich könnte auch sagen, ich möchte einfach eine ehrliche, authentische Kommunikation auf Augenhöhe. Eben Marketing im Einklang mit meinen Werten und Prinzipien.
Doch dazu steht immer das im Widerspruch, was ich gelernt habe:
- Ich muss auf Social Media sein.
- Ich muss überall meine Produkte hinausschreien.
- Ich muss die Kund:innen tracken.
- Ich muss, ich muss, ich muss …
Aber das will ich nicht mehr. Denn müssen muss ich gar nichts.
Und dann bin ich im Buch “No Social Media” auf den Begriff des ethischen Marketings gestoßen. Und hatte das erste Mal einen Begriff für meine Empfindung.
Marketing ist wie eine Pflanze,
die gegossen werden muss, damit sie wächst.
mein bisheriger Ansatz
Ich habe mich während meines Studiums intensiv mit Marketing beschäftigt. In dieser Zeit schwappte gerade das Content- und Inboundmarketing aus Amerika zu uns nach Deutschland.
Ich fand es toll, dass es endlich einen Ansatz für erlaubnisbasiertes Marketing gab. Denn davor musstest du eigentlich immer Klinkenputzen.
Doch mit dieser Art des Marketings sind mittlerweile auch jede Menge Regeln und Pflichten verbunden. Und ich merke, dass viele dieser vermeintlichen Regeln einfach nicht (mehr) zu mir passen.
Ich habe meine Website von Anfang an nach dem Prinzip des Contentmarketings aufgebaut. Das hilft mir jetzt. Aber ich habe diesen Ansatz aus verschiedenen Gründen nie konsequent durchgezogen.
Deshalb finde ich den Ansatz des ethischen Marketings gerade so spannend. Denn es zeigt mir, dass meine Werte und Prinzipien sehr wohl stärker ins Marketing einfließen können als gedacht. Und dass das Weglassen bestimmter Dinge wie Tracking und Social Media sehr wohl möglich ist.
Im Zusammenhang mit dem ethischen Marketing habe ich einen tollen Gedanken gefunden, der es sehr gut trifft. Mit jedem Kontakt, jeder Kommunikation säst du einen Samen. Marketing ist also wie eine Pflanze, die gegossen werden muss, damit sie wächst. Und das braucht Zeit. Schnell ist da nicht.
Elemente des (typischen) Marketings
Zum Schreiben meiner neuen Website-Texte habe ich viele Bücher gelesen. In jedem einzelnen gab es Tipps, wie du die Texte richtig schreibst und formulierst. Ich habe mir auch extra Bücher gesucht, die nicht sehr marktschreierisch erschienen. Aber selbst hier haben sich die Texte – vor allem die Verkaufstexte – immer noch sehr unpassend angefühlt. Aber ich hatte auch keine Idee, wie es besser wird.
Deshalb stehen diese Texte aktuell noch auf der Website.
Grundsätzlich mag ich den typischen Marketingslang nicht. Das bin einfach nicht ich. Und doch merke ich oft gar nicht, wenn ich da irgendwie selbst reinrutsche. Wenn ich meinem Mann also stolz nach langer Überlegung einen Text zeige, kommt oft, dass der Text immer noch nicht wie ich klingt. Weil ich nach irgendwelchen Textformeln geschrieben habe und diese einfach nicht klingen, wie ich spreche.
Deshalb habe ich beschlossen, meine Texte nur noch so zu schreiben, wie ich mit dir auch rede, wenn wir uns mal begegnen. Und ich hoffe, das gelingt mir.
Ich merke übrigens auch, dass mich Marketingslang auf anderen Websites sehr abschreckt. Ich denke dann immer: “Jaja, alles nur Gelaber.”
Auch mit krassen Rabatten und künstlicher Verknappung habe ich ein Problem. Wenn der Preis richtig kalkuliert ist, kann ich nicht unbegrenzt Rabatte geben. Und wenn doch, dann ist der Preis wohl extrem profitorientiert. Und das fühlt sich falsch an.
Social Media im Marketing
Bisher kannte ich immer nur die Regel, dass ich unbedingt Social Media brauche, wenn ich selbstständig bin. Doch privat nutze ich diese ganzen Kanäle überhaupt nicht. Und bis auf ein kurzer letzter Versuch habe ich weder Facebook noch Insta in diesem Jahr bespielt.
Dass es auch anders gut ist, darin hat mich das Buch “No Social Media” bestärkt.
Ich finde, dass die Produktion der Inhalte für die Sozialen Medien extrem viel Zeit in Anspruch nimmt. Zeit, die ich einfach nicht habe. Und dann erreichen diese Posts kaum Menschen. Das frustriert. Dazu kommt, dass bei allen anderen scheinbar immer alles perfekt ist. Das lässt mich zweifeln. Und deshalb habe ich schon vor Jahren entschieden, dass ich das nicht mehr will.
Ich bin niemand, die ständig ihr Gesicht vor die Kamera halten muss. Ich agiere lieber im Hintergrund. Und das passt nicht mit den Algorithmen von Social Media zusammen. Und mein Alltag ist wirklich nicht so spannend, dass ich permanent mit der Kamera drauf halten muss.
Außerdem gehen viele Dinge andere einfach auch nichts an. Das ist reiner Selbstschutz, aber vor allem auch der Schutz meiner Familie. Denn die haben nur bedingt eine Wahl, wenn ich sie in die Sozialen Medien reinziehe.
ethisches Marketing als Lösung?
Was bleibt nun also übrig?
Wie kann ich ein Unternehmen aufbauen und sichtbar werden, ohne aggressiv Werbung zu machen und zu Dingen “gezwungen” zu werden? Einfach, weil sie vermeintlich dazugehören. Und wie kann ich trotzdem vom Unternehmen leben?
Was bleibt übrig, wenn ich keine Sozialen Medien nutzen möchte? Wenn ich nicht mit Verknappung und Marketingslang meine Produkte in die Welt schreien will?
Das war für mich lange eine riesige Frage, die ich nicht beantworten konnte. Und nun endlich habe ich einen Namen für mein Handeln: ethisches Marketing.
Ob das die Lösung ist? Ich weiß es nicht.
Es ist aktuell viel mehr ein Suchen danach, was für mich wirklich funktioniert. Aber ein Versuch ist es auf jeden Fall wert.
Wenn ich mich im Internet umsehe, merke ich, dass es scheinbar immer mehr Menschen so geht – vor allem Soloselbstständigen. Aber vielleicht ist das auch nur, weil ich mich gerade intensiv mit den Schattenseiten von klassischem Marketing beschäftige.
Welche Aspekte für mich beim ethischen Marketing eine Rolle spielen, möchte ich dir gern noch etwas genauer erklären. Viele Punkte davon setze ich schon um, weil ich sie wichtig finde. Nur hatte ich bisher keine Ahnung, dass ich das ebenfalls als Marketing verstehen kann.
ethisches Marketing: Tracking
Ich persönlich möchte nicht pausenlos verfolgt werden. Weder offline noch online. Warum soll ich das dann mit meinen Kund:innen tun? Tracking mag in manchen Fällen berechtigt sein. Aber ich verzichte ganz bewusst darauf.
Natürlich bringt mir das auch Nachteile, die ich weiter unten erwähne. Aber ich nehme gern in Kauf, dass ich langsamer wachse, wenn ich dadurch meinen Werten treu bleiben kann.
Wenn du z.B. in einem Cookie-Banner die Cookies ablehnst, dann kann auf einer Website auch kein Tracking mehr stattfinden. Zumindest, wenn das Tracking datenschutzkonform eingebunden ist. Leider gibt es mittlerweile auch vermeintlich konforme Lösungen, bei denen du keine Einwilligung gibst und dennoch verfolgt wirst. Ein Beispiel ist hier der Google Consent Mode. Ich sehe das sehr kritisch, denn du hast absolut keine Handhabung mehr über deine Daten.
Ich versuche generell auch, so wenige Cookies wie möglich zu nutzen. Also eigentlich nur die, die sich nicht umgehen lassen, damit die Website funktioniert. Und da mir Transparenz grundsätzlich und vor allem auch in diesem Bereich wichtig ist, habe ich alle verwendeten Cookies aufgelistet.
Nur für das Abspielen von Videos ist deshalb deine Einwilligung erforderlich. Aber allein YouTube setzt 92 Cookies. Deshalb überlege ich, auch die YouTube-Videos von der Website zu nehmen. Damit bleibt dann nur noch Vimeo. Und das brauche ich für die Onlinekurse.
Meine Seite ist generell so eingestellt, dass bei deinem ersten Besuch keine funktionalen Cookies (für Videos) gesetzt werden. Erst wenn du ein Video wirklich sehen willst, willigst du den Cookies zum Abspielen der Videos ein. Deshalb brauchst du auf meiner Seite auch keinem Cookie-Banner mehr zustimmen. Denn die Cookies werden per se zu Beginn alle abgelehnt. Und ein Tracking gibt es nicht.
ethisches Marketing: Kommunikation
Auch im Bereich der Kommunikation hat das ethische Marketing Auswirkungen. Denn ich habe die Kommentare unter den Blogbeiträgen deaktiviert.
Das hat zwei konkrete Gründe. Zum einen wurden die Kommentare eh nicht genutzt. Und ich finde es auch viel schöner, in einen echten Austausch zu kommen. Deshalb kannst du mir deine Anregungen zu meinen Beiträgen gern per E-Mail senden.
Zum anderen habe ich durch das Deaktivieren der Kommentare auch Hunderte tägliche Spam-Kommentare beseitigt. Das Durchsehen von diesen kostet im Alltag eine Menge Zeit, die ich nun für weitere Inhalte und die Kommunikation mit dir nutzen kann.
Allerdings gab es eine krasse Verteilung nach dem Deaktivieren der Kommentare: Statt Spam-Kommentare zu erhalten, hatte ich plötzlich unzählige Spam-Registrierungen für Kund:innen-Konten. Und habe das Problem damit nur an eine andere Stelle der Website verschoben.
Jetzt kannst du natürlich sagen, dass ich bei den Formularen einfach Captcha einbauen kann. Ja, das stimmt. Aber diese sind oft nicht sonderlich barrierefrei oder schicken ebenfalls viele Daten zu Google. Und tracken somit wieder meine Kund:innen. Und das möchte ich einfach nicht.
Da die Registrierung eigentlich nur für die Nutzung des Onlinekurses benötigt wird, habe ich kurzerhand auch dieses Formular verbannt. Eine Registrierung ist jetzt also nur noch direkt während des Kaufprozesses möglich. Eigentlich auch völlig ausreichend. Denn meine Produkte kannst du bis auf die Onlinekurse auch immer als Gast bestellen.
ethisches Marketing: Wachstum
Natürlich will ich mit meinem Unternehmen wachsen. Zumindest sage ich das immer. Und ein Stück weit stimmt das auch. Ein paar mehr Kund:innen dürfen es gern sein.
Aber: Ich will kein unbegrenztes Wachstum. Denn erstens kann ich das gar nicht stemmen und zweitens ist das auch nicht möglich. (Und passt nicht mit meinen Werten zusammen.)
Irgendwann ist Wachstum einfach nicht mehr gut. Und das geht schon damit los, dass zugunsten unserer westlichen Welt andere Kontinente in unseren Augen nicht wachsen dürfen. Denn die Ressourcen der Welt sind nun mal endlich. Wenn wir immer mehr verbrauchen, dann dürfen andere nicht auch noch etwas abhaben wollen.
Und es kann auch keine Lösung sein, unsere Gier nach Rohstoffen und Wachstum einfach auf andere Planeten auszuweiten.
Irgendwann muss ein Umdenken stattfinden, ob wir es wollen oder nicht. Und das bedeutet auch, dass wir aufhören, anderen immer etwas wegzunehmen (auch wenn es unbewusst passiert).
Ich möchte einfach so viel verdienen, dass es zum Leben reicht und ich ein Mal im Jahr Urlaub mit meiner Familie machen kann. Und das muss dann nicht der Flug in irgendein exotisches Land sein. Ehrlicherweise bin ich noch nie geflogen. Und bisher hat mir auch nichts gefehlt.
Ethische Marketing lässt dir mehr Zeit
zum Durchatmen, zum Reflektieren und zum Entwickeln.
ethisches Marketing: Nachteile
Ich will es nicht verheimlichen: Natürlich gibt es auch Nachteile beim ethischen Marketing. Die Frage ist, ob du die immer als Nachteile wahrnimmst. Ich habe für mich ganz bewusst beschlossen, diese in Kauf zu nehmen.
Das fehlende Tracking führt unter anderem dazu, dass ich nicht weiß, wer alles auf meine Website kommt. Ich weiß auch nicht, woher du auf meine Website kommst. Ich muss mich bei den Inhalten also auf meine erstellte Zielgruppenanalyse und Gespräche mit meinen Kund:innen verlassen.
Das hat aber auch den Vorteil, dass ich viel näher mit dir in den Kontakt komme und die Kommunikation auf Augenhöhe stattfinden kann.
Auch in Sachen Wachstum ist ethisches Marketing ein Nachteil. Denn ich kann nicht einfach gucken, was du sonst alles toll findest und dir dann genau dafür eine Anzeige zeigen. Aber will ich das?
Nein.
Wie schon gesagt ist Wachstum zwar ein Teil meines Unternehmens. Denn ohne Wachstum und vor allem ohne Kund:innen kann ich keine Rechnungen bezahlen. Und das ist – da brauchen wir uns nichts vormachen – nun mal ein Ziel, wenn du selbstständig bist. Aber Wachstum ist eben nicht alles.
Das ethische Marketing und damit der längere Weg lässt dir mehr Zeit zum Durchatmen, zum Reflektieren und zum Entwickeln. Und das ist doch was Positives.
Du brauchst Unterstützung bei deiner Marketingstrategie
Ich helfe dir mit dem Pusteblumen-Plan bei deiner Positionierung, deiner Marketingstrategie und der Strukturierung deines Unternehmens. Damit dein Unternehmen am Ende die gleichen Eigenschaften wie eine Pusteblume hat: anpassungsfähig, robust und fest verankert. Und jede Menge Platz für neue Ideen.
Fazit
Ich weiß nicht, ob ethisches Marketing immer eine Lösung ist. Aber es macht das Marketing auf jeden Fall menschlicher. Für mich ist dieser Ansatz der Beginn meiner neuen Marketingstrategie, die endlich meinen Werten und Prinzipien entspricht.
Und auch vermeintliche Nachteile lassen sich durchaus positiv sehen – je nachdem, wie du generell zu bestimmten Themen stehst.
Hast du ethisches Marketing schon ausprobiert? Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?