Künstlertagebuch: Warum es sich lohnt, eines zu führen

1. November 2016

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künstlertagebuch

Ein paar wilde Stiche. Die verschiedensten Emotionen treffen aufeinander – ehrlich, schonungslos und unverblümt. Dazwischen immer wieder lyrische Texte. So sieht das künstlerische Tagebuch von Frida Kahlo aus.

Doch was genau ist ein Künstlertagebuch? Was bringt es dir und wo bekommst du eines her? Und vor allem: Wer ist Frida Kahlo?

Diese Fragen möchte ich dir heute beantworten.

Was ist ein Künstlertagebuch?

Ein Künstlertagebuch ist wie ein geschriebenes Tagebuch. Du hältst darin deine (täglichen) Gedanken und Emotionen fest. Der Unterschied zum geschriebenen Tagebuch ist, dass du dies nicht unbedingt nur mit Worten machen musst.

Vielmehr kannst du in einem künstlerischen Tagebuch zeichnen, kleben, Collagen erstellen, Gedichte oder lyrische Texte schreiben und Musik festhalten. Die Musik dann eher in Form von Noten.

Kurz: In einem Künstlertagebuch ist alles erlaubt. Es bildet so den besten Ort, um Verschiedenes einfach einmal auszuprobieren.

Um die ganze Kraft eines Künstlertagebuchs zu verstehen, hilft es, sich das Werk der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo anzusehen.

Frida Kahlo – eine der bekanntesten Vertreter von künstlerischen Tagebüchern

Wenn ich an ein künstlerisches Tagebuch denke, denke ich immer an Frida Kahlo. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir anhand ihres Werkes die Künstlertagebücher in der Schule behandelt haben.

Womöglich liegt es aber auch daran, dass ihr Tagebuch zu den wohl bekanntesten dieser Art gehört.

Das Besondere daran ist, dass dieses Buch eine völlig andere Seite der mexikanischen Künstlerin zeigt, als sie bis zur Veröffentlichung dieses Buches der Öffentlichkeit präsentierte.

Ihre Gedichte und Zeichnungen sind schonungslos ehrlich und auf den ersten Blick sicherlich auch etwas verstörend. Doch wenn du im Hinterkopf behältst, dass Frida Kahlo seit einem Unfall, durch den sie an den Rollstuhl gefesselt war, dieses Tagebuch schrieb, wird es etwas einleuchtender. Sie verarbeitete darin ihre ganzen Emotionen und dokumentierte somit in gewisser Weise auch den körperlichen Verfall bis zu ihrem Tod.

Doch genau durch die ganzen Empfindungen und die Ehrlichkeit ist das künstlerische Tagebuch mit all seinen Zeichnungen ein sehr persönliches, intensives Erlebnis. Frida Kahlo bringt in diesem ihre Qual und Verzweiflung genauso zum Ausdruck wie Freude, Humor und den Willen, zu überleben.

“Und obwohl oder gerade weil Frida Kahlo sich intensiv mit ihrem Weg zum Tod beschäftigt, strotzt das Tagebuch von phantastischer Vorstellungskraft und ist mit persönlichen Spaßen durchsetzt. Durch die direkte Beschäftigung, die bildliche wie verbale Darstellung nimmt sie dem Leid und dem Tod ihre Schrecken, kann sie sogar ins Lächerliche ziehen.”
Quetzal – Politik und Kultur in Lateinamerika

Warum möchte ich ein Künstlertagebuch führen?

Wenn du dich nun etwas mit dem Werk Frida Kahlos beschäftigst, bist du wahrscheinlich komplett überwältigt von der Kraft eines Künstlertagebuchs. Oder du denkst, dass die Hürde, eines zu führen, viel zu groß ist und es schreckt dich ab. Beides war für meinen Entschluss nicht ausschlaggebend.

Vielmehr habe ich irgendwie das Gefühl, komplett unkreativ zu sein.

Wenn ich das letzte Jahr so zurückblicke, fällt mir nicht viel ein, was ich an kreativer, vorzeigbarer Arbeit gemacht habe. Mir kommt es so vor, dass ich gar nicht kreativ war. Sicherlich kennst du diese Gedanken und weißt nur zu gut, dass es eigentlich nicht stimmt. Doch was ist denn nun geworden?

Vor einiger Zeit habe ich einen Beitrag über kreative Menschen gelesen und auch schon auf der Facebook-Seite von fraeulein artista geteilt. Und obwohl viele dieser Punkte tatsächlich stimmen, fand ich doch auch Punkte, die ich noch nicht umsetze. Dazu gehört Punkt 6 “Sie treffen die Entscheidung, kreativ zu sein”.

Das künstlerische Tagebuch gibt mir und auch dir die Möglichkeit, Kreativität einfach viel bewusster zu erleben.

Klar gibt es nicht immer die Möglichkeit, kreativ zu sein, aber es stimmt sicher nicht, dass du gar nichts gemacht hast.

Bei mir kommt vieles durch die alltägliche Arbeit. Da bin ich täglich dabei, neue Dinge zu erschaffen. Aber ich finde nicht, dass es für mich persönlich etwas Vorzeigbares ist – und genau das macht die Sache erst so schwer.

Wenn du nun aber in deinem Tagebuch ab und an nachlesen kannst, was du schon alles geschafft hast, hast du einerseits jede Menge Anregungen für neue Ideen und zum anderen eine Motivation, weiterzumachen.

Warum ich das Tagebuch selbst gebunden habe

Für ein Künstlertagebuch kannst du generell jede denkbare Form des Aufschreibens und Zeichnens benutzen. Ob du ein Notizbuch, einen Kalender, ein Skizzentagebuch oder vielleicht sogar eine Zettelsammlung wählst, ist dir freigestellt.

Ich hatte jedoch bereits ganz genaue Vorstellungen, wie mein Künstlertagebuch aussehen sollte.

Da ich mir sicher bin, dass ich es nicht schaffen werde, tatsächlich jeden Tag etwas Kreatives zu tun, wollte ich wenigstens den Freiraum, es auch so aufzuschreiben. Denn ich denke, dass auch der Grund, warum ich eben nicht kreativ war, eine wichtige Erkenntnis ist.

Außerdem ist es für mich mit einer Kalenderform irgendwie mehr Ansporn, tatsächlich das Schreiben und Zeichnen durchzuhalten, weil ich ja nicht jeden Tag “Kein Bock” aufschreiben möchte.

Generell aber war es mir wichtig, dass genug Raum zum Schreiben und zum Zeichnen, Kleben und Darstellen vorhanden ist. Und dass ich nicht mal eben einen Tag auslassen kann: Durch die Kalenderform fällt das sofort auf.

Nun ist es ja so, dass die herkömmlichen Kalender fast alle nur Linien besitzen. Wo also hätte ich zeichnen können. Und was ist, wenn ich viel schreibe? Wo passt dann noch das Bild hin. Selbst bei Tageskalendern erwies sich diese Überlegung als schwierig. Zudem haben die Wochenenden auch immer nur eine halbe Seite pro Tag.

Kurz: Diese ganzen Überlegungen ließen den Entschluss reifen, dass ich es einfach selbst herstelle. Und das habe ich mittlerweile auch getan.

Künstlertagebuch fraeulein artista
Wie genau ein Buch, bzw. genau dieses Buch entstanden ist, erfährst du dann im Beitrag Anfang Dezember.

Natürlich hätte ich auch einfach alles digital schreiben können, aber ich finde es wesentlich reizvoller, in ein schönes, hochwertiges Buch zu schreiben.

Wie du das Tagebuch noch zu deinem Vorteil nutzen kannst

So ein Tagebuch bietet, neben dem täglichen kreativen Ansporn aber auch noch einen wirklich tollen Zusatznutzen: Es lässt sich wunderbar mit einem Erfolgstagebuch kombinieren.

Zum Thema Erfolgstagebuch hat Claudia Kauscheder einen tollen Beitrag verfasst, den ich dir an dieser Stelle sehr ans Herz lege. In diesem geht es um die Vor- und Nachteile eines solchen Erfolgstagebuches und wie du es am besten schreibst.

Vieles davon lässt sich hier wunderbar mit dem Künstlertagebuch kombinieren, schließlich ist letztendlich auch ein künstlerisches Tagebuch eine Dokumentation deines kreativen Erfolges.

Ob du nun tatsächlich, wie ich, in ein gebundenes Buch schreibst oder dir ein Tagebuch digital erstellst, bleibt dir überlassen. Sicherlich hat beides Vor- und Nachteile.

“Ob du eher der Typ bist, der schnell viel Text schreiben möchte (dann ist eher tippen angebracht), oder ob du gerne Bilder klebst und auch farblich kreativ arbeitest, weißt du selbst am besten. Also mach‘ genau das, was dir Freude macht!”
Claudia Kauscheder

Fazit

Ein Künstlertagebuch kann viel mehr als das reine Niederschreiben deiner Gedanken sein. So bietet es dir kreativen Spielraum zum Ausprobieren und Experimentieren. Ob du malst, klebst oder lyrische Texte verfasst, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass du die für dich beste Methode findest.

Dieses Tagebuch kann eine Fundgrube für neue Ideen sein und so auch als Motivation dienen, wenn es einmal nicht so gut läuft. In diesem Zusammenhang lässt es sich auch gut mit einem Erfolgstagebuch kombinieren.

Mit einigem zeitlichen Abstand betrachtet ist dein Tagebuch – wie bei Frida Kahlo – eine Dokumentation deines Lebens – eine schöne, oft schonungslos ehrliche Art. Und ganz nebenbei kannst du viel über dich selbst lernen.

Hast du schon einmal ein Künstlertagebuch geführt? Wenn ja, in welcher Form ist deines entstanden?