Seit 2 Jahren denke ich nun schon darüber nach, ob mein Unternehmen auch ohne Social Media überleben kann. Bisher habe ich mich einfach nicht getraut, mir die Antwort einzugestehen, obwohl sie schon viele Jahre in mir drin war.
Nicht zuletzt das Buch “No Social Media” hat mich zu meiner ehrlichen Antwort ermutigt, weil es auch Alternativen aufzeigt.
Und die Antwort ist dabei eigentlich total einfach: Ich möchte keine Social Media mehr – aus verschiedenen Gründen.
Nun könnte ich diese Entscheidung einfach so stehen lassen. Aber vielleicht bist du auch gerade in dieser Situation, für dich eine ehrliche Entscheidung in Bezug zu den Sozialen Medien zu treffen. Deshalb habe ich versucht, meine Gedanken in diesem Beitrag etwas darzustellen.
Vieles hängt miteinander zusammen und meine Entscheidung hat einen langen Weg hinter sich. Ich hoffe, dass es mir trotzdem gelungen ist, dich auf meinen Weg weg von den Sozialen Medien mitzunehmen.
Social Media Kanäle löschen: Was sind Social Media Kanäle für mich
Bevor ich zu meinen Gründen für den endgültigen Ausstieg komme, möchte ich dir gern sagen, was ich unter Social Media verstehe. Denn der Begriff kann durchaus unterschiedlich ausgelegt werden.
Für mich geht es hauptsächlich um die Sozialen Netzwerke Facebook und Instagram. Wobei ich auch Tik Tok und X dazuzähle, genau wie die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing.
Theoretisch kannst du auch YouTube zu den Sozialen Medien zählen. Aber da ich eh keine Videos veröffentliche und die Plattform eher als Suchmaschine nutze, darf das bleiben, wie es ist. Es gibt ein paar Videos auf meinem Kanal, die aber nicht öffentlich sichtbar sind. Bei diesen Videos handelt es sich um die Dokumentationen der Kund:innen-Websites. Und die dürfen natürlich bleiben.
Pinterest entwickelt sich auch immer mehr zu einem Netzwerk, bei dem Interaktionen im Vordergrund stehen. Aktuell sehe ich Pinterest ebenfalls eher als Suchmaschine – obwohl ich schon ein bisschen hin und her gerissen bin, ob ich das wirklich weiterhin nutzen will. Aber solange ich mich nicht entscheiden kann, bleibt alles, wie es ist. Und nutze es, wenn überhaupt weiterhin nur noch für geheime Pinnwände.
Und dann ist da ja noch WhatsApp, zu dem ich ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis habe. Mich nervt, dass es zum Meta-Konzern gehört. Und ich habe mich sehr lange geweigert, WhatsApp zu benutzen. Aber die Kommunikation mit der Familie läuft darüber. Und es ist schon schön, dass ich einfach mal schnell ein Bild verschicken kann. Deshalb darf es bleiben, weil ich keine sinnvolle Alternative habe, die auch meine Familie und Freunde nutzen. Aber ich nutze es ausschließlich für die private Kommunikation – wie bisher auch schon. Und gegen Gruppeneinladungen weigere ich mich weiterhin. Die nerven mich nämlich extrem. Vor allem, wenn dadurch ständig mein Handy klingelt.
Aber nun zu meinen Gründen für das Löschen meiner Social Media Kanäle.
Wenn du nicht nach den Regeln spielen willst,
stehen dir plötzlich viel weniger Optionen zur Verfügung.
Faktor Willkür von Facebook und Co
Verifizierung der E-Mail-Adresse
Über die Willkür von Facebook habe ich mich eigentlich schon immer geärgert. Das fing nicht zuletzt mit der Erstellung meiner Unternehmensseite an. Als ich hier meine E-Mail-Adresse eingetragen habe, um sie zu verifizieren, war Facebook der Meinung, dass die nicht stimmt. Die Meldung war, dass sie zu generisch ist.
Super, denn das ist nun mal meine Mail-Adresse, ob es Facebook passt oder nicht. Und welches Recht hat das Netzwerk zu entscheiden, ob eine E-Mail-Adresse richtig ist?
Als Unternehmerin stellte mich das vor einige Herausforderungen. Denn die Mail-Adresse galt immer als nicht verifiziert. Was für Auswirkungen hat das für mich konkret? Kann ich das Problem beheben oder beweisen, dass die E-Mail-Adresse existiert?
Ich war fest entschlossen: Ich wollte Facebook auf eine lange gesuchte Support-Mail schreiben. Exakt von meiner Mail-Adresse aus. Diese Support-Adresse sah allerdings von Anfang an komisch aus. Ein Versuch war es ja aber wert.
Das Resultat: Mein Mailprogramm hat die E-Mail-Adresse von Facebook nicht akzeptiert. Ich konnte den Beweis meiner E-Mail-Adresse also nicht antreten. Und habe dann eine extra Mail für Facebook angelegt, die ich auf mein eigentliches Unternehmenspostfach umgeleitet habe.
Ist echt wahnsinnig professionell, wenn ich nicht mal die offizielle E-Mail meines Unternehmens angeben kann.
Zwang zur Installation weiterer Tools
Doch schon weit bevor ich selbstständig war, habe ich die Facebook-App von meinen Geräten verbannt. Das muss irgendwann 2013 gewesen sein. Genau weiß ich es nicht mehr. Es war aber auf jeden Fall die Zeit, als du für den Messenger plötzlich eine eigene App zusätzlich zur Facebook-App installieren solltest.
Und ich lasse mir einfach nicht vorschreiben, was ich zu installieren habe und was nicht. Ich habe nämlich absolut keine Lust, meine Geräte sinnlos zuzumüllen. Dann geht Facebook eben nur noch über den Browser.
Als letztes will ich hier noch die Sache mit den Werbeanzeigen anführen. Denn Facebook sollte doch froh sein, wenn ich bereit bin, Geld für Anzeigen auszugeben. Aber Facebook zwingt dich, bei bestimmten Anzeigentypen, den Meta-Pixel auf deiner Website zu installieren. Das ist ein eigenes Tracking-Tool, um Daten deiner Seite abzugreifen.
Damit bestimmt das Netzwerk nicht nur die Spielregeln im eigenen Unternehmen, sondern plötzlich auch für deine Website. Und sammelt damit unaufhörlich noch mehr Daten. Und das geht einfach mal gar nicht!
Ich sammle bewusst keine Daten von Kund:innen auf meiner Website. Denn ich will selbst auch nicht ständig verfolgt werden. Schlimm genug, dass das schon zur Normalität geworden ist. Aber deshalb muss ich das nicht noch aktiv unterstützen.
Wenn du nicht nach den Regeln spielen willst, stehen dir also plötzlich viel weniger Optionen zur Verfügung.
Der Mangel an Transparenz stresst und zwingt dich,
dich ständig neuen Spielregeln anzupassen.
Faktor eigene Werte
Ein weiterer Grund, meine Social Media Kanäle zu löschen, sind meine Werte. Sowohl meine persönlichen als auch die meines Unternehmens. Und als Soloselbstständige überschneiden die sich natürlich zu einem sehr großen Teil.
Das Produzieren schnelllebiger Inhalte, die, wenn überhaupt, 24 Stunden zu sehen sind, entspricht diesen Werten überhaupt nicht. Und auch die Aussicht auf ein unbegrenztes Wachstum und der Gedanke an immer höher, schneller, weiter spricht mich absolut nicht an. Von einem nachhaltigen oder ethischen Marketing brauche ich hier wohl gar nicht erst anfangen.
Zu meinen Kernwerten zählen neben dem Einstehen für einen offenen, ehrlichen Wissensaustausch, der Struktur und Strategie eben vor allem Authentizität, Ehrlichkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit. Und das verträgt sich irgendwie nicht mit den Sozialen Medien.
Für mich gehört zu einem authentischen Auftreten vor allem, dass es natürlich ist. Und soziale Netzwerke fühlen sich für mich in keiner Weise natürlich an. Jede:r zeigt nur das Tollste, Beste und vor allem das, was er/sie zeigen will. Und stellt es doch als die Realität dar. Das ist einfach nicht ehrlich. Denn es kann nicht immer alles nur rosarot sein.
Damit geht für mich über kurz oder lang auch die Glaubwürdigkeit verloren. Die ebenfalls einen großen Teil von Authentizität für mich ausmacht.
Mal davon abgesehen, dass die Menschlichkeit nicht zuletzt durch den Algorithmus der Social Media verloren geht, der ganz bewusst Hass und Hetze fördert. Weil sich damit einfach mehr Klicks, Likes und Shares verdienen lassen. Und die Betreiber der Sozialen Medien somit mehr Geld verdienen.
Und auch die Willkür, jederzeit dem Algorithmus hoffnungslos ausgeliefert zu sein, hilft meiner Meinung nach nicht besonders, einen zuverlässigen Marketingkanal zu schaffen. Denn darum geht es den meisten Unternehmer:innen schließlich, wenn sie die Sozialen Medien nutzen.
Dieser Mangel an Transparenz stresst. Und zwingt dich, dich ständig neuen Spielregeln anzupassen. Dein eigentliches Geschäft bleibt da schnell auf der Strecke.
Außerdem möchte ich einfach kein sinnloses Datensammeln mehr unterstützen. Vor allem nicht, weil völlig unklar ist, welche Daten eigentlich alle gesammelt wurden und was mit all den Daten passiert.
Faktor eigene Nutzung
Ein Punkt, der mich schon lange beschäftig hat, ist die Frage nach der Nutzung.
Ich selbst habe die Sozialen Medien privat nie wirklich genutzt. Ich war, wenn überhaupt, sporadische stille Mitleserin. Und bereits vor Corona habe ich den Trend beobachtet, dass es nicht nur mir so geht.
Deshalb habe ich mir die Frage gestellt, wie sinnvoll es überhaupt ist, die Social Media als Marketingkanal zu nutzen. Vor allem, wenn nur Unternehmen da sind. Denn ausschließlich dafür hatte ich die Kanäle.
Mich hast du mit deinen Inhalten also noch nie wirklich über die Social Media erreicht.
Mit Corona hat sich diese Beobachtung dann kurzzeitig geändert. Denn oft war das die einzige Möglichkeit, um in Kontakt zu bleiben.
In den letzten Jahren habe ich aber das Gefühl, dass die Nutzung wieder zurückgeht. Oder zumindest die Social Media Kanäle kritischer hinterfragt werden. Und wieder stellt sich die Frage: Wie sinnvoll sind Marketingaktivitäten, wenn doch eigentlich niemand mehr die Inhalte sieht bzw. jede:r nur noch beruflich bei den Sozialen Medien ist.
Meine Beobachtungen scheinen aber nicht nur in meiner Bubble stattzufinden. Das lässt zumindest eine aktuelle Statista-Erhebung vermuten. Vielleicht hat also mittlerweile tatsächlich eine Trendwende eingesetzt.
Faktor Stress
Beim nächsten Punkt muss ich gar nicht lange drumrum reden. Mich stressen Social Media. Vielleicht nicht gleich sofort und augenscheinlich. Aber der Stress schleicht sich unterbewusst ziemlich schnell in meinen Kopf. Ich fange beim Ansehen der perfekten Posts unweigerlich an, mich zu vergleichen. Denn scheinbar sind alle anderen viel besser als ich. Wie lange jemand für das perfekt inszenierte Foto oder Video gebraucht hat, blende ich aus.
Diese Vergleicheritis tut mir nicht gut.
Und dann ist da noch der reelle Stress. Wenn ich meinen völlig überfüllten Redaktionsplan sehe. Und das nur, um irgendwelche Algorithmen zu bedienen. Der Plan war dabei schnell so voll, dass ich das gar nicht alles schaffen konnte. Mal davon abgesehen, dass ich oft gar nicht wusste, was ich eigentlich posten soll. Was dann wiederum zusätzlichen Stress ausgelöst hat.
Und statt mich auf das zu konzentrieren, was ich eigentlich alles ohnehin schon zu tun hatte, habe ich zusätzliche Kategorien und Posts erfunden, um die Gier der Sozialen Medien nach regelmäßigen Inhalten zu befriedigen. Immer mit der Hoffnung verbunden, dass der nächste Post ja vielleicht doch mal etwas mehr Klicks, Likes und Reichweite erhält.
Die ganzen Benachrichtigungen, die ebenfalls extrem stressen, hatte ich eigentlich ziemlich schnell alle aus gemacht. Aber aus irgendeinem Grund haben Facebook und Instagram diese Einstellungen auch sehr gern ignoriert und mir trotzdem E-Mails und Push-Benachrichtigungen geschickt. Was mich wiederum noch mehr genervt hat. Vor allem, weil ich einfach nicht mehr wusste, welche Haken ich noch rausnehmen soll, um endlich meine Ruhe zu haben. Es waren ja schon alle – und zwar wirklich alle – Benachrichtigungen deaktiviert.
Faktor Zeit
Der Faktor Zeit hat natürlich auch viel mit dem empfundenen Stress zu tun.
Ich habe einfach keine Zeit, täglich (stundenlang) online zu sein. Deshalb habe ich verschiedene Dinge getestet, um die nicht vorhandene Zeit so gut wie möglich aufzufangen.
Ich habe extra Vorlagen entwickelt, die ich dann zum Posten nutzen konnte. Wie viel Zeit ich allein in die Vorlagen gesteckt habe! Nur, damit der Feed irgendwie toll aussah und ein bisschen personalisiert war.
Und du ahnst es sicher schon: Trotz der Vorlagen hat das Aufbereiten der einzelnen Posts trotzdem noch Erhebliches an Zeit gefressen. Denn es ist ja nicht nur mit einem Bild getan. Da wollen Hashtags gesucht und gefunden und Texte geschrieben werden.
Der Fakt, dass ich in der Zeit gerade anderes (besseres) machen könnte, hat mich dann wiederum zusätzlich genervt. Zumal ich mit meiner niedrigen Follower-Zahl kaum Menschen erreicht habe – bei gleichzeitig sehr hohem Zeitaufwand.
Und immer wieder habe ich gehört, dass ich nur mehr posten muss, dann kommen schon mehr Follower:innen.
Doch das ist eben leichter gesagt als getan. Und das hat nicht zuletzt was mit dem nächsten Faktor zu tun.
Faktor Zwänge
Grundsätzlich fühle ich einen gewissen Zwang, die Sozialen Medien zu nutzen. Einfach, weil das ja scheinbar jede:r tut und es dir ja auch immer erzählt wird.
Es hat sehr lange gedauert, mich von diesen vermeintlichen Zwängen wirklich frei zu machen.
Ich habe eigentlich immer nur Bilder gepostet. Das danken die ach so Sozialen Medien aber leider nicht. Sie wollen mehr Content, mehr Reels und Stories. Und das ganze bitte als Bewegtbild.
Ich will mein Gesicht aber nicht ständig in die Kamera halten. Und ich will nicht völlig aufgetakelt auftreten müssen, nur damit ich ein perfektes Bild abgebe.
Dann bin ich eben nicht perfekt. Na und!?
Um ganz ehrlich zu sein, werde ich wütend, wenn ich mittlerweile höre, dass du als Unternehmer:in Social Media brauchst. (Ich werde in Bezug auf das Thema ganz schön oft wütend, stelle ich gerade fest.) Denn du brauchst es eben nicht. Und ich möchte, dass das endlich in den Köpfen der Menschen ankommt.
Ich will, dass niemand eine Marionette der Sozialen Medien sein muss, vor allem nicht, wenn du dich damit nicht wohlfühlst. Es geht auch anders. Es ist vielleicht vermeintlich schwieriger, aber es geht.
Denn wenn du ganz ehrlich bist: Was bringt es dir wirklich, bei Social Media zu sein? Bekommst du echte Kund:innen? Verkaufst du deine Produkte und Dienstleistungen über die Sozialen Medien? Oder interessieren sich deine Follower eigentlich nur hauptsächlich für dein Privatleben?
Und sind deine Follower wirklich echte Follower? Oder nur Menschen, die irgendwann aus Versehen deinen Kanal abonniert haben und ansonsten absolut nichts mit dir und deinem Unternehmen am Hut haben?
Faktor Geld
Wenn ich so darüber nachdenke, ist es echt unglaublich!
Ich bin ein sparsamer Mensch und überlege sehr genau, wofür ich mein Geld ausgebe und ob sich eine Investition lohnt. Und dennoch wurde ich von den Sozialen Medien verblendet und habe sogar mehr als bereitwillig Geld dafür ausgegeben!
Hauptsächlich floss Geld natürlich in Werbeanzeigen. Aber ich habe sogar einen Kurs gekauft, um zu lernen, wie ich Geld richtig in Werbung stecke. Der hat für mich wirklich viel Geld gekostet. Aber ich dachte, dass ich ohne diese Inhalte kein Erfolg bei Anzeigen haben werde.
Und um es abzukürzen: Das hat nur semi-gut funktioniert.
Ok, im Kurs wurde mit Summen jongliert, die ich nie im Leben habe. Mal eben Tausende von Euro in Werbeanzeigen zu investieren, ist eben einfach nicht drin – und darüber bin ich auch nicht böse.
Das erste Jahr hatte ich immerhin die Ausgaben der Werbeanzeige wieder genau drin. Aber bereits das zweite Jahr war es ein Verlustgeschäft. Deshalb hatte ich bereits da beschlossen, nur noch einen Versuch mit meinem Onlinekurs ein Jahr später zu starten.
Und was soll ich sagen: Die Anzeigen waren die reinste Katastrophe. Denn zu dieser Zeit hatte ich meine Social Media Kanäle schon nur noch, um Anzeigen zu schalten. Das regelmäßige Posten hatte ich schon fast ein halbes Jahr davor aufgegeben. Und wurde prompt abgestraft. Soll heißen: Ich musste viel mehr als üblich für die Klicks und Impressionen der Werbeanzeige zahlen – mal davon abgesehen, dass die Reichweite eh nicht wirklich gut war.
Diese Erfahrung war mehr als genug, um definitiv kein Geld mehr in Soziale Medien zu investieren.
Und wenn du dann noch bedenkst, dass du ja bereits fleißig mit deinen Daten zahlst, wenn du Facebook, Insta und Co. nutzt. Dazu kommt der Fakt, dass die Sozialen Medien ohne deine Inhalte gar nicht überleben könnten. Denn sie bieten ja nur die Plattform. Alles andere ist das, was die Nutzer:innen veröffentlichen.
Schon krass, dass du und ich dann trotzdem teilweise noch bereit sind, immer noch mehr in diese Maschinerie zu investieren. Und das nur, weil wir vorgegaukelt bekommen, dass das eben sein muss.
Für mich ist das ein doppelter Verlust. Und ein System, das ich nicht mehr unterstützen will.
Wenn Social Media Kanäle da sind,
verfällst du schnell dem Gefühl, dass du sie auch brauchst.
Social Media Kanäle löschen: Mein Ausstieg light
Wie schon angedeutet kam die Entscheidung für den kompletten Social Media Ausstieg nicht über Nacht.
Genaugenommen habe ich schon mehrmals aufgehört, die Kanäle zu nutzen. Aber ich habe sie eben nie gelöscht, sondern einfach links liegen gelassen – zumindest die Kanäle bei Facebook und Insta.
Wie schon weiter oben geschrieben, habe ich die Facebook-App irgendwann 2013 von meinen Geräten verbannt. Bei Insta hat das wesentlich länger gedauert. Da war es dann aber Ende 2022 oder Anfang 2023 so weit.
Ab dem Zeitpunkt konnte ich die Inhalte nur noch über den Browser ansehen. Damit war ich die nervigen Push-Benachrichtigungen endlich los. Abgesehen davon, dass es der Versuch war, die Kanäle wirklich links liegen zu lassen.
Und ehrlicherweise hatte es für mich weder Vor- noch Nachteile. Aber wenn die Kanäle da sind, dann denke ich auch immer wieder daran. Und verfalle dem Gefühl, dass ich sie doch brauche.
Ok, einen Punkt könnte ich vielleicht als Nachteil aufführen. Auch wenn ich das an sich nicht als Nachteil empfinde: Durch das Ignorieren der Kanäle habe ich natürlich auch keine Nachrichten mehr abgerufen. Doch da die Kanäle ja weiterhin existierten, habe ich auch von Kooperationspartnerinnen Nachrichten per Insta erhalten. Und darauf natürlich nicht reagiert. Denn ich hab ja gar nicht mitbekommen, dass da was war.
Ich habe dann ab und an eine Mail erhalten, ob es mir gut geht, weil ich gar nicht auf die Nachrichten antworte. Dann musste ich mich kurz erklären und es war nicht weiter schlimm. Es ließ mich aber wieder an meiner Entscheidung zweifeln, da potenzielle Kund:innen ja wahrscheinlich nicht mal eben eine Mail als Nachfrage schicken.
Den letzten Versuch mit Insta habe ich im November 2024 gemacht. Ich wollte noch einmal ein Tool für Automatisierung austesten. Aber die Funktion, die ich wollte, kostet Geld. Und das wollte ich nicht ausgeben. Also habe ich es mit der kostenfreien Version versucht.
Und war mal wieder genervt, wie viel Zeit dafür drauf ging. Meine Entscheidung festigte sich also immer mehr, dass ich die Social Media Kanäle löschen möchte.
Social Media Kanäle löschen: Der endgültige Schritt
Mitte Dezember 2024 habe ich es dann durchgezogen. Wobei das Löschen gar nicht so leicht war. Denn ich musste erst mal die Stellen finden, an denen ich meine Konten bei Insta und Facebook tatsächlich löschen konnte.
Letztendlich habe ich danach gegoogelt. Sonst hätte ich mich wohl totgesucht.
Und beim Löschen selbst kamen dann – welch Wunder – Dark Pattern. Das sind Benachrichtigungen, die extrem negativ geschrieben sind. Und auch die eigentlichen Links zum Löschen sind winzig klein und gut versteckt. Während die Buttons zum Bleiben groß und bunt sind. Und alles für das Ziel, dich am Löschen zu hindern.
Vor allem bei Insta war das sehr auffällig. Obwohl ich schon bestätigt hatte, dass ich mein Konto nicht nur zeitweise deaktivieren, sondern es wirklich löschen möchte. Konkret bekam ich den Hinweis, dass ich statt dem Löschen auch Tipps zur richtigen Nutzung erhalten kann.
Was soll das? Wenn ich es schon geschafft habe, den Link zum Löschen zu finden, dann meine ich es wohl ernst und will nicht noch irgendwelche Tipps zur Nutzung.
Natürlich kam dann auch noch einmal die Info, dass ich doch ganz viel verpasse, wenn ich jetzt wirklich mein Profil lösche. Sollte ich das nicht selbst entscheiden?
Facebook hat dann sogar noch länger gedauert. Aber das lag auch daran, dass ich hier erst mal das Werbekonto aufgeräumt habe. Denn ich wollte nicht, dass meine Zahlungsinfos noch irgendwo zu finden sind. Wobei ich nicht glaube, dass das auf den Servern von Meta wirklich gelöscht ist.
Dafür wissen wir einfach zu wenig, was nach dem Löschen wirklich passiert. Laut der Doku “Danke für die Daten!” von 2013 werden gelöschte Inhalte nur ausgeblendet, sind aber auf den Servern weiterhin vorhanden und werden durch Meta genutzt. Warum sollte sich das also seit 2013 geändert haben?
Das Löschen selbst dauert dann sowohl bei Insta als auch bei Facebook 4 Wochen. Ich könnte es mir ja noch mal anders überlegen und brauche mich in diesem Zeitraum einfach nur anmelden, um das Löschen zu stoppen.
Das kenne ich aber schon von anderen Netzwerken wie Xing, Twitter (ja, da war es noch Twitter) und LinkedIn. Denn diese Kanäle habe ich schon vor Jahren gelöscht. Wann genau kann ich gar nicht mehr genau sagen.
Grundsätzlich habe ich den Ausstieg nicht angekündigt. Nur mein Mann, meine Mutti und enge Freunde wussten vorher davon.
Ich will nicht ein Hamsterrad
durch ein anderes ersetzen.
andere Soziale Netzwerke und wie ich damit umgehe
Ich lese immer wieder, dass Menschen, die bei Insta und Facebook ihre Social Media Kanäle löschen, am Ende doch zu einem anderen Netzwerk wechseln. Einfach, weil sie ohne nicht können. Oder sie denken, was zu verpassen. Deshalb möchte ich nun noch einmal sagen, wie ich mit den anderen Netzwerken umgehe.
Bei den Videoplattformen nutze ich YouTube und Vimeo. YouTube dient weiterhin als Suchmaschine. Und da sind auch die Dokumentationen der Kund:innen-Websites. Und den Vimeo-Account behalte ich, da ich diesen für meine Onlinekurse brauche. Denn nur bei dieser Plattform kann ich die Videos so schützen, dass ich sie ausschließlich auf meiner Website einbinden kann. Für andere Dinge nutze ich diese Plattformen aber nicht.
Wie schon geschrieben, hatte ich früher auch mal einen Twitter-Account. Aber diesen habe ich ziemlich schnell wieder gelöscht, weil es einfach nicht die richtige Plattform war. Und spätestens mit der Übernahme durch Musk und den daraus resultierenden Änderungen hätte ich den wahrscheinlich eh gelöscht.
Ähnlich sieht es mit Xing und LinkedIn aus. Ebenfalls zwei Netzwerke, die du als Unternehmer:in angeblich unbedingt brauchst. Und beides Netzwerke, die für mich keinen erkennbaren Nutzen gebracht haben. Auch, weil ich sie einfach nicht bespielt habe.
Viele, die sich von Facebook und Insta verabschieden, wechseln extra zu LinkedIn. Es ist ok, wenn sie damit klar kommen und sich das für sie besser anfühlt. Ich persönlich will aber nicht ein Hamsterrad durch ein anderes ersetzen. Denn auch LinkedIn funktioniert nur, wenn du dort Zeit investierst und regelmäßig kommentierst, teilst und postest.
Pinterest habe ich über 2 Jahre nicht angesehen. Und dann mal wieder für Recherchen genutzt. Aber eigentlich habe ich dafür mittlerweile auch andere Alternativen. Dennoch bleibt der Account erst mal so, wie er ist – ohne dass ich das Bedürfnis habe, mich da anzumelden.
Und dann bleiben noch Tik Tok und Telegram. Beide kann ich kurz abhandeln. Bei Telegram finde ich die Ethik dahinter nicht gut und Tik Tok fand ich von Anfang an sehr nervig. Deshalb habe ich beide nicht ausprobiert und werde es auch nicht tun.
Ich bin also quasi Social Media frei.
Social Media Kanäle löschen: Was es mit mir macht
Jetzt fragst du dich sicherlich, wie ich mich so ganz ohne Social Media fühle und ob mir was fehlt.
Was soll ich sagen?
Ich hatte nach dem Löschen weder ein schlechtes Gewissen noch ein Hochgefühl. Es war einfach wie immer. Denn Social Media haben nie eine große Rolle in meinem privaten Leben gespielt.
Social Media sind mir schlicht weg einfach egal. Ich brauche sie weder zum Leben, noch fehlen sie mir.
Als Konsequenz des Löschens habe ich auch auf meiner Website die Teilen-Buttons gelöscht. Wer einen Beitrag trotzdem teilen will, kann das ja weiterhin, indem er/sie den Link kopiert und in den eigenen Post einfügt.
Zeitlich hat sich für mich nichts verändert, da ich die Social Media Kanäle ja auch vor dem Löschen schon nicht genutzt habe.
Aber auf meinen Redaktionsplan hatte das Löschen dann doch positive Auswirkungen. Denn der ist nun wieder wesentlich luftiger und übersichtlicher. Es finden sich nämlich nur noch die Blogbeiträge und Newsletter darin. Und damit Inhalte, die langfristig verfügbar sind.
Und mit den neuen Ankündigungen des Meta-Konzerns, dass es zukünftig keine unabhängigen Faktenchecker:innen mehr geben soll, bestätigt sich nur meine Entscheidung. Das Löschen meiner Social Media Kanäle war also genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn ich möchte nicht, dass meine Inhalte zukünftig neben Fake News, Populismus und Propaganda stehen oder angezeigt werden.
Und was ohne den unabhängigen Faktenchecker:innen passiert, kannst du ja sehr gut an der Plattform X sehen.
Wer mich übrigens erreichen will, kann das gern wie bisher per Mail oder über das Kontaktformular auf meiner Website. Neuigkeiten und Infos zu meinem Unternehmen und den Themen Positionierung, Marketingstrategie und Strukturierung erhältst du über meinen Newsletter. Und ich selbst bekomme neue Infos ebenfalls über abonnierte Newsletter, die ich mir gezielt aussuche. Deshalb habe ich auch nicht das Gefühl, irgendwas zu verpassen.
Wie geht es ohne Social Media weiter
Bleibt die Frage offen, wie es nun ohne Social Media weitergeht.
Und auch hier geben mir meine Werte und Prinzipien wieder die Leitplanken vor. Wie bereits im Beitrag zu ethischem Marketing beschrieben, möchte ich mich genau darauf konzentrieren. Und vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen, hin zum feministischen Marketing. Das schließt keinesfalls Männer aus. Denkt aber viele Inhalte einfach ganzheitlicher und inklusiver.
Als Marketingkanäle werden ich weiterhin meinen Blog und meinen Newsletter nutzen. Mit dem Blog verbunden ist ja gleichzeitig auch die Suchmaschinenoptimierung. Hier achte ich außerdem darauf, dass ich weiterhin eine klare Position beziehe und Inhalte erstelle, die dir helfen.
Diese Strategie, die ich jetzt seit Sommer 2024 begonnen habe, fängt an, die ersten Früchte zu tragen. Und zeigt mir damit, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Zusätzlich überlege ich auch schon eine Weile, einen Podcast zu starten. Aber da bin ich mir noch nicht ganz sicher, denn ich brauche ja auch die entsprechende Zeit dafür. Ich habe aber auf jeden Fall einen Weg gefunden, den Podcast direkt auf meiner Seite zu hosten. Da ich eine Verfechterin davon bin, die eigenen Daten möglichst im eigenen System zu behalten, ist das nur konsequent.
Aber wie gesagt, ich muss erst mal den zusätzlichen Aufwand abschätzen. Aktuell eilt der Podcast nicht.
Was sind deine Gründe deine Social Media Kanäle zu löschen?