Seit ich meine Heftlade für das Buchbinden gebaut habe und Bücher binde, steht für mich fest, dass ich eine Buchpresse möchte. Denn mit dieser kann ich den Vorgang des Buchpressens beschleunigen.

Zwar dauert das Binden und Trocknen der Bücher noch die gleiche Zeit, aber das zwischenzeitliche Pressen verkürzt sich.

Momentan lege ich meine entstehenden Bücher unter dicke Buchstapel. Das geht zwar, ist aber nicht so effektiv, weil die Bücher nicht genug Druck ausüben und es viel länger dauert als mit einer Buchpresse.

Natürlich habe ich ein paar Buchpressen recherchiert, doch viele Buchpressen kosten mehr, als ich für diese ausgeben möchte.

Und so stand für mich fest, dass ich meine Buchpresse selbst bauen werde. Und wenn ich diese schon baue, kann sie auch alle meine Bedürfnisse und Anforderungen vereinen. Im heutigen Beitrag möchte ich dir nun zeigen, wie ich, zusammen mit meinem Freund, meine flexible Buchpresse gebaut habe.

Buchpresse bauen: Meine Anforderungen

Da ich öfter mehrere Aufträge gleichzeitig habe, muss meine Buchpresse damit zurechtkommen. Deshalb ist es mir wichtig, dass die Buchpresse mehrere Bücher unabhängig voneinander pressen kann. Außerdem soll die Presse flexibel einsetzbar sein. Das heißt, ich möchte die Bücher liegend und stehend pressen.

Und gerade Buchpressen für die stehende Pressung sind sehr schwer zu finden.

Für mich ist das ein wichtiges Kriterium, da ich so die Rückenverstärkung besser vornehmen kann. Und auch hier musste es wieder möglich sein, die Bücher in der gleichen Presse, aber ohne Platzeinschränkung, bearbeiten zu können.

Dass die Buchpresse jede Buchdicke pressen soll, versteht sich von selbst.

Und da ich zu guter Letzt nicht den Platz habe, die Buchpresse immer stehen zu lassen, muss sie sich auseinanderbauen lassen. So kann ich die Presse platzsparend verstauen.

So entstand letztendlich die Idee, mit Gewindestangen, Holzbrettern und einer Art Halterung alle meine Wünsche in die Tat umzusetzen.

Buchpresse bauen: benötigte Materialien

Für meine eigene, flexible Buchpresse brauchst du folgende Materialien:

  • 2 Gewindestangen M8 je 1 m
  • 2 Bretter (Buche-Leimholz) 300 x 800 mm, 20 mm dick
  • 1 Buche-Möbelstollen 1,60 m lang (gibt es meist nur als ca. 2,50m)
  • 16 Unterlegscheiben M8
  • 16 Flügelmuttern oder 8 Flügelmuttern und 8 Sechskantmuttern (Größe M8)
  • 8 Konusblättchen
  • Holzleim Express
  • 4 Filzgleiter (klebbar oder schraubbar, ich habe schraubbare genommen)
Material

Buchpresse bauen: benötigtes Werkzeug

Für die Bearbeitung der Materialien sind folgende Werkzeuge notwendig:

  • Akkuschrauber oder besser Standbohrmaschine
  • Holzbohrer passend für Gewindestangen M8 (2er, 8er- bzw. 10er-Bohrer) und Spaxschrauben
  • 8 Spaxschrauben 4 x 70 mit Teilgewinde
  • Schlüsselfeilen
  • Metallsäge
  • Leimzwingen in verschiedenen Größen
  • Evtl. Holzsäge
  • Feines Schleifpapier
Werkzeug

Buchpresse bauen Schritt 1: Materialien zuschneiden

Um deine eigene, flexible Buchpresse zu bauen, sägst du die beiden Buche-Bretter mittig durch. So erhältst du vier Bretter mit den Maßen 300 x 400 mm.

Den Möbelstollen sägst du in zwei 500 mm und zwei 300 mm lange Stücke.

Für den Zuschnitt kannst du dich direkt im Baumarkt an einen freundlichen Mitarbeiter wenden. Dieser schneidet dir direkt vor Ort alles auf die benötigten Maße.

Da der Möbelstollen ohnehin nicht ins Auto gepasst hätte, habe ich mir alle Holzteile im Baumarkt sägen lassen.

Nachdem du alle Holzteile gesägt hast, schleifst du diese mit feinem Schleifpapier ab. So beseitigst du mögliche Späne und erhältst eine schöne glatte Oberfläche.

Anschließend sägst du die Gewindestangen ebenfalls mittig durch. So erhältst du vier Stangen mit einer Länge von je 500 mm. Für das Sägen benutzt du die Metallsäge.

Da der Baumarkt nur Holz zuschneidet, blieb mir an dieser Stelle nur das Sägen zu Hause. Zum Glück hat das Sägen und anschließende Feilen mein Freund für mich übernommen.

Vergiss nicht das Nachfeilen der Sägestellen mit den Schlüsselfeilen, da sonst die Muttern nicht gut über die Gewindestange rutschen.

Buchpresse bauen Schritt 2: der Aufbau

Nachdem du alle Werkstücke auf die richtige Länge gebracht hast, kannst du den ersten Testaufbau vornehmen. Dieser zeigt dir, ob alles so passt, wie es sein soll.

Sicherlich kannst du diesen Schritt überspringen, aber für mich war dieser Punkt das erste Mal, dass ich die Buchpresse reell bauen konnte. Es war der große Moment, ob alle Überlegungen, die auf dem Papier funktionierten, tatsächlich klappen.

Da der Baumarkt nicht millimetergenau sägen konnte, sind die Bretter nicht alle gleich lang. Das ist an sich nicht schlimm. Wenn das bei dir genauso ist, solltest du diesen Fakt beachten, weil hier die größeren Bretter für die weiteren Schritte als Maß dienen müssen. Im schlimmsten Fall passen diese sonst nicht zwischen die Halterung.

Um die Buchpresse testweise aufzustellen, stellst du die beiden 300-mm-Möbelstollen aufrecht hin. An die jeweiligen Außenseiten legst du die 500-mm-Stollen, sodass ein “L” entsteht. Fixiere die jeweils zusammenliegenden Stollen mit einer Leimzwinge.

Nun stellst du ein Brett aufrecht zwischen die Halterung. Dieses liegt an den aufstehenden Stollen an und wird an den Seiten von den liegenden Möbelstollen gehalten. Das Brett kannst du ebenfalls mit Leimzwingen fixieren.

Nun bekommst du eine Vorstellung davon, wo du die Löcher für die Gewindestangen bohren musst.

Buchpresse bauen Schritt 3: Löcher für Gewindestangen

Zeichne die ersten Bohrlöcher an. Diese sind für die Gewindestangen und werden später sowohl durch die aufrechten Möbelstollen als auch alle Bretter gehen.

Jeder aufrechte Möbelstollen erhält sowohl oben als auch unten ein Loch, um später alle vier Gewindestangen durchstecken zu können.

Ich habe meine Löcher bei folgenden Maßen angezeichnet: 22 mm von der Seite und 40 mm von oben, bzw. unten. Die Maße hängen von der Dicke der Möbelstollen ab. Also miss vorher unbedingt die Dicke deines Stollens aus.

Nun kannst du die Testkonstruktion auseinandernehmen.

Wenn du eine Standbohrmaschine besitzt, empfehle ich dir, für die nächsten Schritte diese zu verwenden. Wenn du keine Standbohrmaschine hast, kommt nun der Akkuschrauber zum Einsatz.

Stollen bohren

Bohre zuerst an den angezeichneten Stellen die Löcher in die beiden kürzeren Möbelstollen. Hier kannst du zuerst mit einem 2er-Bohrer das Loch vorbohren und dieses dann mit dem 8er-Bohrer vergrößern.

Buchpresse bauen Schritt 4: Löcher auf Bretter übertragen

Nun nutzt du die gebohrten Löcher als Anzeichenhilfe für die Bretter. Dies ist notwendig, weil die Bohrer nicht lang genug sind, um die Bretter und Möbelstollen zeitgleich zu durchbohren.

Hierfür fixierst du alle vier Bretter mit den Leimzwingen. Nun legst du die Möbelstollen so auf den Bretterstapel, dass die Möbelstollen und die Bretter oben und unten bündig abschließen. Die jeweiligen Außenkanten liegen ebenfalls gerade übereinander und bilden nun je eine gerade Kante.

Mit einem langen Bohrer kannst du nun die Löcher überragen, indem du diesen in die gebohrten Löcher steckst und leicht weiter bohrst. So erhältst du auf dem obersten Brett eine kleine Markierung.

Bretter bohren

Bohre jetzt die Löcher in die Bretter. Jedes Brett hat anschließend vier Löcher – in jeder Ecke eins. Nutze hier wieder zuerst den 2er- und dann den 8er-Bohrer.

Wenn du nur einen Akkuschrauber zur Verfügung hast, achte auf, dass du nicht verrutscht und möglichst gerade bohrst.

Um es vorwegzunehmen: Wir sind schräg gekommen, sodass der Zusammenbau der Buchpresse am Ende sehr schwer bzw. gar nicht ging. Deshalb haben wir die Löcher in den Brettern noch mit einem 10er-Bohrer vergrößert.

Buchpresse bauen Schritt 5: L-Stücke erstellen

Nachdem du alle Löcher für die Gewindestangen fertig gebohrt hast, verbindest du die L-Stücke. Hier musst du vor allem aufpassen, dass du nicht in die schon gebohrten Löcher in den später aufrechten Möbelstollen kommst. Dann würden die Gewindestangen am Ende nicht mehr durchpassen.

Für einen besseren Halt der Möbelstollen haben wir jede Seite mit vier Schrauben zusammengeschraubt und die Stollen vorher noch mit Holzleim verbunden.

Vor dem Bohren haben wir auf die später liegenden Möbelstollen ein Quadrat vorgezeichnet. Hierfür haben wir die Kante des stehenden Möbelstollens auf der Innenseite des liegenden Stollens mit einem Bleistift abgetragen.

Um die Löcher innerhalb des Quadrats besser zu verteilen, verbindest du anschließend die Ecken diagonal. Auf den Diagonalen zeichnest du ca. 15 mm von den Ecken entfernt eine Markierung. Diese dient für die Löcher der Spaxschrauben.

Anschließend kannst du die Löcher wieder zuerst mit dem 2er-Bohrer vorbohren und anschließend auf die richtige Größe anpassen.

Nun trägst du den Holzleim auf einer Seite der liegenden Möbelstollen rund um die Löcher und die sich dazwischen ergebende Fläche auf. Die stehenden Möbelstollen stellst du an die Klebestelle. Achte darauf, dass die Löcher für die Gewindestangen parallel zu den liegenden Möbelstollen laufen und die Kanten auf einer Höhe sind.

Für einen größeren Druck fixiere je ein L-Stück mit einer Leimzwinge.

L-Stücke

Nach einer kurzen Trockenzeit, die du dem verwendeten Holzleim entnehmen kannst, kannst du die Spaxschrauben mit dem Akkuschrauber in die vorgebohrten Löcher drehen. So entsteht eine feste Verbindung.

Buchpresse bauen Schritt 6: Füße zusammensetzen

Während die L-Stücke trocknen, kannst du dich um die Füße deiner flexiblen Buchpresse kümmern.

Da die Presse in zwei Ausrichtungen genutzt wird, ist es wichtig, mehrere Standpunkte zu haben, auf denen die Buchpresse stehen kann. Das sind zum einen die Füße, die du nun zusammensetzt. Und zum anderen die L-Stücke, die die Bretter halten.

Um die Füße zu erstellen, klebe je zwei Konusblättchen mit dem Holzleim zusammen und lass diese gut trocknen. Du erhältst vier Füße.

Um später deine Unterlage zu schonen, auf der die Buchpresse steht, kannst du noch Filzgleiter ankleben.

Da die Buchpresse später doch einiges an Gewicht zusammenbringt und ich diese deshalb hauptsächlich schieben werde, habe ich mich für Filzgleiter zum Anschrauben entschieden.

Füße kleben

Buchpresse bauen Schritt 7: Buchpresse zusammensetzen

Wenn alles fertig durchgetrocknet ist, kannst du deine eigene, flexible Buchpresse zusammenbauen.

Hierfür steckst du die Gewindestangen durch die dafür gebohrten Löcher in den L-Stücken. Fixiere diese von außen mit je einer Unterlegscheibe und einer Flügelmutter. Lass nicht zu viel von den Gewindestangen hervorstehen, da du die Buchpresse sonst später nicht kippen kannst.

Nun kannst du die fertigen Füße ankleben. Benutze hierfür wieder den Holzleim. Positioniere die Füße neben den Gewindestangen. Achte darauf, dass du diese nicht zu nah bei diesen anklebst, da du noch die Flügelmuttern gut bewegen musst.

Jetzt kannst du die ersten zwei Bretter bis zum Anschlag auf die Gewindestangen schieben. Da diese von den L-Stücken geführt werden, sollte dieser Schritt ohne großes Verkanten funktionieren. Vorausgesetzt, du hast nicht zu schief gebohrt.

Dies war bei uns die Stelle, an der wir uns für das Vergrößern der Löcher in den Brettern entschieden haben. Dadurch waren diese einfacher aufzustecken.

Zwischen die beiden Bretter kommt später das erste Buch zum Pressen. Um den Druck ausüben zu können, fixierst du das zweite Brett ebenfalls mit je einer Unterlegscheibe und einer Flügel- oder Sechskantmutter.

Ich habe mich für Flügelmuttern entschieden, weil ich finde, dass sich diese leichter auf die Gewindestangen drehen lassen. Allerdings benötigen Sechskantmuttern weniger Platz, wodurch du das zweite und dritte Brett ebenfalls als Presse für ein Buch nutzen kannst.

Um ein weiteres Buch zu pressen, steckst du nach dem gleichen Prinzip auch die anderen beiden Bretter auf die Gewindestangen.

Buchpresse bauen: Der Einsatz

Mit den vier Brettern lassen sich zwei Bücher unabhängig voneinander pressen. Wenn du es geschickt anstellst, kannst du auch drei Bücher gleichzeitig pressen. Allerdings hast du dann eine Platzeinschränkung bei der Rückenverstärkung.

Je nach Bedarf kannst du die Buchpresse durch weitere Bretter weiter für dich anpassen, um noch mehr Bücher zeitgleich zu pressen. In diesem Fall benötigst du dann weitere Unterlegscheiben und Muttern.

Je nachdem, wie du die Buchpresse aufstellst, kannst du die Bücher liegend oder stehend pressen. Steht die Buchpresse auf den L-Stücken, sodass die Bretter dazwischen stehen, kannst du Bücher stehend pressen, bzw. für die Rückenverstärkung verwenden. Stellst du die Buchpresse auf die angeklebten Füße, lassen sich die Bücher liegend pressen.

Durch die Muttern kannst du gut den Druck einstellen, den du auf das jeweilige Buch ausüben möchtest.

Ganz nebenbei habe ich nach dem Bau festgestellt, dass du die Buchpresse auch als Miniregal einsetzen kannst. Das ist ein weiterer Pluspunkt, wenn die Presse gerade in Betrieb ist (ansonsten ist sie ja auseinandergebaut).

Buchpresse bauen: weitere Überlegungen

Da ich mit meinen Bleilettern, die ich zu Hause habe, gern auch prägen möchte, überlege ich, die Buchpresse hierfür ebenfalls zu benutzen.

Hier bin ich gerade auf der Suche, wie ich die Presse dafür einsetzen kann, da ich die Bleilettern für das Prägen anwärmen muss.

Eine Überlegung wäre, zwei Holzbretter mit Metallschienen zu verstärken, damit das Holz besser geschützt ist. Da ich genug Druck auf die Lettern ausüben muss, bin ich mir allerdings nicht sicher, ob es funktioniert.

Fazit

Auch ohne den weiteren Überlegungen habe ich eine eigene, flexible Buchpresse, die alle meine Anforderungen umsetzt.

Sie lässt sich bis auf die L-Stücke komplett auseinandernehmen und platzsparend verstauen. Sie ist vielseitig einsetzbar und kann mehrere Bücher unabhängig voneinander pressen. Und wenn du noch mehr Bretter verwendest, kannst du sogar noch mehr Bücher zeitgleich pressen.

Allerdings ist die Presse, wenn sie auf den angeklebten Füßen steht, etwas wackelig. Momentan bin ich auf der Suche nach einer Lösung, die weiterhin das Auseinanderbauen gewährleistet.

Und mit 90,00 € Materialkosten ist die Buchpresse günstiger als die, die ich im Internet gefunden habe.

Wie hast du deine eigene, flexible Buchpresse für dich angepasst?

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